Dies und das

Hier wollte ich ein paar Sachen und Infos nachreichen, die ich in anderen Berichten vergessen hatte, oder die bisher nicht so richtig passten.

Die Homepage:

Wie ich in dieser Woche einmal kontrollieren konnte, erfreuen sich meine Berichte steigender Beliebtheit.

Inzwischen wird www.weustink.de mehr als 300 mal pro Monat angeklickt, Tendenz steigend.

Das und natürlich auch das Lob, das ich bekomme, spornt mich weiterhin an, diese Seite weiter mit Eifer zu betreiben und aktuell zu halten.

Transrapid

Die Transrapidstrecke in Shanghai verbindet den Flughafen Pudong mit einer U-Bahn-Station kurz vor dem Wolkenkratzerviertel "Pudong New Area".

Pudong heißt übrigens "östlich des Pu", womit der Huangpu-Fluß, also der "Gelbe Fluß" gemeint ist. (Nicht zu verwechseln mit dem großen gelben Fluß im Norden Chinas, dem Huang He.)

Die Bahnlinie wurde nicht bis mitten in die Metropole verlängert, da es sich offiziell um eine Teststrecke handelt.

So hatten wir bereits seit der Ankunft versucht, einmal mit dem Transrapid zu fahren, der bereits seit Anfang des Jahres im "Testbetrieb" ist. Bis Anfang März war es auch für Touristen möglich, für 150 bis 300 Yuan (ca. 15-30 Euro) eine Probefahrt zu machen.

Offiziell wurde der Betrieb wegen technischer Probleme vorrübergehend eingestellt und dann wegen SARS nicht mehr aufgenommen.

Ab wann der Transrapid wieder besichtigt werden kann, steht noch nicht fest.

SARS-Gesetze

Wir wurden ja bereits des öfteren mit den neuen Bestimmungen konfrontiert und ich hatte gelegentlich davon erzählt, oder sie zitiert. Deshalb möchte ich hier auf das Health Notice-Formblatt (PDF) linken. So kann man sehen, was vielen Ausländern hier vorgelegt wird.

Gleichzeitig möchte ich auf den Erlaß der Stadt Shanghai 8.Mai (ebenfalls PDF) hinweisen. Mit Hinweis darauf konnten wir den täglichen Reiseberichten und dem permanenten Fiebermessungen entgehen. Es ist immer nützlich zu wissen, was hier gefordert wird. Zusätzlich gibt es jedoch weitere Beschlüsse der Hochschulen und der Arbeitgeber.

Viele der ausführenden Personen haben keine Ahnung, was für Gesetze es gibt, oder wofür genau sie gut sind, und sie führen lediglich Anweisungen aus. Gleichzeitig wissen sie, daß SARS eine ernste Sache ist. Was das oft heißt, kann man sich ausmalen.

Wir sind ganz sicher nicht darauf aus, jemandem Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber als Deutsche haben wir ein anderes Verständnis von Rechten und von Privatsphäre als die meisten Chinesen.

Allerdings glaube ich, sagen zu können, daß viele dieser Entschlüsse wirksam waren, da bereits die Zahl der Neuinfektionen zurückgegangen ist.

Wir fühlen uns jedoch weiterhin stark eingeschränkt und am schlimmsten ist für mich, daß ich Shanghai bis zum Ende des Praktikums nicht einmal für eine Wochenendrundreise verlassen kann, da ich sonst nicht mehr zur Arbeit darf.

Siegel

Im Shanghaimuseum kann man eine gewaltige Auswahl an Siegeln und Stempeln bewundern. Sie wurden aus den verschiedensten Materialien gefertigt und bei einigen Siegeln waren mehrere Seiten beschnitzt, um im Falle des Verlustes oder des Diebstahls zu verhindern, daß jemand dieses Siegel  mißbraucht, da er nicht das richtige Familiensiegel kennt.

Auch ein Kollege zeigte mir sein Familiensiegel, mit dem er noch immer wichtige Dokumente unterzeichnet.

Somit waren Unterschriften lange Zeit wertlos. Auch heute wird einem Stempel oft mehr Bedeutung zugetragen als einer Unterschrift.

Frauen

Nachdem ich in Mails natürlich auch immer über die Chinesinnen ausgefragt werde und auch in meinem Gästebuch danach gefragt wurde, gibt es nun einen Absatz dazu.

Ja, viele Chinesinnen sind unglaublich hübsch, lieb, freundlich, sportlich und haben viele Qualitäten, die ich sehr schätze und diese Mädchen wirken auch auf mich sehr attraktiv, aber:

Generell gelten hier in Shanghai etwas schärfere Moralvorstellungen als bei uns. Daß für einige gilt, daß Sex vor der Ehe tabu ist, dürfte nicht verwundern. Viele Beziehungen entstehen nach dem klassischen US-amerikanischem Vorbild: 1. Date: nur reden, 2. Date: vielleicht küssen, 3. Date: Nein, wie gesagt, es gibt keinen Sex, sondern man ist mit einer (enthaltsamen) Beziehung einverstanden, in die man sich so unweigerlich begibt.

Es gab bereits mehrere Verkupplungsversuche, und die wurden sicherlich nicht unternommen, damit wir ein paar schöne Tage haben. Oft wird erwähnt, daß ja jemand eine Tochter in meinem Alter hat, oder sogar, daß der Familienfreund eine wunderhübsche Tochter hat, die Deutsch spricht und zufällig keinen Freund hat. Eine Kollegin rief in meiner Anwesenheit gelegentlich eine Freundin an, damit ich mit ihr sprechen sollte.

Ich hatte bereits geschrieben, daß es auf dem Unicampus, auf dem wir zuerst wohnten, "Aufpasser" gibt. Wir durften nach 9h abends keinen Frauenbesuch mehr empfangen und es durften keine Mädels bei uns übernachten. Uns wurde gesagt, daß Studentinnen ernsthafte Probleme bekommen könnten, wenn sich herausstellt, daß sie mit uns in einer engeren Beziehung verkehren.

In "That´s Shanghai", einer sehr empfehlenswerten kostenlosen Zeitschrift, die jeweils am Monatsende in diversen Bars und Clubs ausliegt, gab es einmal einen ausführlichen Artikel dazu. Hier wurden mehrere 20- bis 30- Jährige über Beziehungen befragt.

Zu dem Thema, ob am ersten Abend geküßt werden darf, war gerade einmal ein Mädchen der Ansicht, daß sie sich eher Gedanken darüber machen würde, was sonst noch passieren könnte. Alle anderen lehnten dies ab. Bei der Frage nach dem ersten Kuß waren immerhin noch einige dabei, die noch nie geküßt hatten. Dabei wirkten sie auf den Fotos durchaus modern.

Zusätzlich gilt, was ich bereits vorher über die unterschiedlichen Ambitionen geschrieben hatte.  

Nun will ich weder heiraten (zumindest noch nicht), noch in einem beziehungsähnlichen Zustand in der Abgeschiedenheit Händchen halten. 

Ich will vor allem keine falschen Hoffnungen machen und niemanden Schaden zufügen. Mir ist die Zukunft meiner Freunde immer wichtiger als nur Spaß auf kurze Zeit.

Zusätzlich wurde die "Flirtsituation" durch SARS arg begrenzt. Dabei liegt es nicht nur am Mundschutz, der nicht besonders behilflich ist, sondern auch daran, daß vor allem die Chinesinnen in diesen Wochen kaum ausgehen. (Studentinnen dürfen den Campus nicht verlassen und die Studentinnen, die bei den Eltern wohnen, dürfen meist sowieso nicht raus.)

Auch daß "unsere" Mädels inzwischen mindestens 14 Gründe gefunden haben, warum ich der perfekte Ehemann sein soll, tröstet mich da eher nur wenig. 

Daß Nils und ich die Lehrerinnen jeweils mit einer Umarmung begrüßen und verabschieden, wirkt auf einige Chinesen bereits befremdlich.

Außerdem wird nicht alles veröffentlicht, was ich hier erlebe. Einige Sachen behalte ich wirklich lieber für mich.

Baumarkt 2

Im Bericht 10.05.- 16.05 hatte ich dieses Bild eingefügt:

Ich hatte bereits geschrieben, daß sich viele Chinesen auf der Straße die Zähne putzen und sich auch sonst deren Leben zum Großteil auf der Straße abspielt. 

In dieser Woche ist mir aufgefallen, daß die Leiter hinten links nicht zum Verkauf ist, sondern zu einem Wohnraum über dem Geschäft führt.

Soweit ist es nichts besonderes, aber dieser Wohnraum kann maximal 1,20 m hoch sein und ist genauso breit und tief wie die Garage. Der Wohnraum hat ein ca. 20 cm hohes und 50 cm breites Fenster. 

Das alles fand ich auch noch normal, aber der Mann wohnt hier nicht alleine! 

Es wohnen mindestens 2 Personen in einer Wohnung, die vielleicht etwas größer ist, als der Kofferraum eines großen Kombis mit umgeklappter Rückbank. Gleich nebenan gibt es eine der vielen öffentlichen Toiletten, in denen sie sich waschen.

Massage & Frisör

Etwas ganz großes ist es, in China zum Frisör zu gehen und/oder sich massieren zu lassen.

Im Wochenbericht 28.03.2003 hatte ich bereits einen Gang zum Frisör beschrieben, jedoch waren wir jetzt bei einem noch günstigeren Frisör, bei dem wir noch besser bedient wurden. 

Mehr als eineinhalb Stunden Intensivbehandlung inklusive Haarwaschen, Kopf-, Nacken-, Arm-, Ohrmassage und sogar einer annehmbaren Frisur für 30 Yuan (ca. 3 Euro). Wahnsinn.

Das gesamte Personal reihte sich um uns und wir wurden die ganze Zeit über Deutschland, Europa und die ganze Welt ausgefragt. Es wurde fast gestritten, wer uns die Haare waschen darf. Zur Kommunikation hatte ich wieder mein Wörterbuch dabei. Eine Frisörin schrieb, mit dessen Hilfe, folgenden Satz: "Wir und Ihr möchten spielen jeden Tag". 

Das chinesische "wan" bedeutet zwar wörtlich "spielen", jedoch hat es sehr viele verschiedene Bedeutungen. "Wan" ist das Gegenteil von "gong" und "gong" heißt Arbeit. Somit schließt "wan" alle Freizeitaktivitäten ein. 

Ich schreibe dies, weil es auch bei mir früher zu Mißverständnissen kam, weil Chinesen sagten, sie wollen mit mir spielen. Wenn ein Chinese sagt, er wolle "spielen", ist meist lediglich gemeint, daß man in der Freizeit etwas gemeinsam unternimmt. 

Da ich in der vergangenen Woche nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zu Hause viel vor dem Computer saß, hatte ich richtige Nackenschmerzen und so gingen wir zum Massagesalon.

In den meisten Massagesalons arbeiten hauptsächlich Blinde, die somit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Eine 45-minütige Rückenmassage gibt es bereits für weniger als  umgerechnet 4 Euro. (Ein Bier in der Maoming Lu ist teurer!) 

Während der Massage läßt man nicht nur die Hose und sein T-Shirt oder sein Hemd an, sondern es wird zusätzlich ein dünnes Tuch über den Rücken gelegt. Ich wurde von einer blinden Frau massiert, die die Statur einer Gewichtheberin hatte. 

Meine Nackenschmerzen sind inzwischen fast ganz weg, allerdings sitze ich ja jetzt auch wieder vor dem Computer. 

Sonstiges

Das Frühstück bei der Arbeit schmeckt scheußlich und somit versorge ich mich jeden Morgen mit unterschiedlichen brotähnlichen Sachen, in die oft etwas Wurst, getrocknetes Fleisch oder eine käseartige Paste eingearbeitet ist.

Einige Chinesen haben mindestens einen sehr langen Fingernagel. Lange Fingernägel sind ein Zeichen dafür, daß man nicht körperlich arbeiten muß. Nicht körperlich arbeiten zu müssen, ist ein Zeichen von Wohlstand und Reichtum.

Die Chinesen benutzen kein Deo. Somit gibt es auch in Supermärkten kein Deodorant. Es wird sich lediglich täglich gewaschen, was bei vielen Chinesen anscheinend ausreicht. Allerdings habe ich auch schon mehrfach extreme Achselnässe gesehen. Da ich so etwas geahnt hatte, deckte ich mich mit Deodorant für mehrere Monate ein, bevor ich nach China kam. Inzwischen haben wir jedoch einen Supermarkt ausfindig gemacht, der ebenfalls normale Deos vertreibt.

Bei der Mundhygiene macht jeder, was er will. Das Lächeln der Chinesen ist deshalb ebenfalls sehr unterschiedlich. Die Chinesen in meinem Alter haben mal unglaublich gute Zähne und mal fast keine mehr. Wir haben auch Schönheitskliniken gesehen, die Bleichungen und weitere Zahnkorrekturen anbieten. Jedoch ist Knoblauch sehr beliebt, was bekanntermaßen sehr unangenehm sein kann.

CD? DVD? Watch? Die Waren, die auf dem "Gift-Market", also dem Copy-Markt, angeboten werden, sind zwar unglaublich günstig, doch auch meist von ebenso schlechter Qualität. Man sollte nicht verwundert sein, wenn nach dem ersten Waschgang ein Kindershirt aus der Wäsche kommt, die Farbe nicht mehr die ist, die sie war, oder sich ganze Nähte aufgelöst haben. Meine Rolex für 4 Euro (sie war wirklich mal sehr schön) ist nach wenigen Wochen total abgewetzt und ich warte nur darauf, daß die Uhr abfällt. Sie zeigt jedoch recht zuverlässig die Zeit an und sie ist noch besser als mein 5 Euro-Digital-Wecker von Aladin auf der Reeperbahn. Einige DVDs funktionieren nicht, oder sie wurden aus dem Kino abgefilmt. Allerdings kann man die bei einigen Händlern umtauschen. Lustig sind die Untertitel, die gelegentlich von ganz anderen Filmen zu stammen scheinen. Einige Untertitel wurden anscheinend von einem Übersetzungsprogramm von Chinesisch nach Englisch übersetzt und da gibt es wirklich viele unterschiedliche Bedeutungen. Für Gehörlose sind diese Filme meist also nicht zu empfehlen. Lustig sind auch CD-Cover. Das RHCP Album, das sich der Nils kaufte, hatte innen Bilder von den Backstreet Boys. Auch die Titel waren komplett falsch geschrieben. Die meisten Sachen werde ich wahrscheinlich bis Singapur auftragen, oder aufbrauchen und dann verschenken. 

Mein neues Fahrrad ist der totale Schrotthaufen. Die Vorderradbremse verbiegt sich verdächtig, wenn ich bremse, der Hinterradbremse vertraue ich ebenso wenig. Die Vorderradaufhängung ist locker, die Bremsgriffe biegen sich stark durch, die Pedale machen seltsame Geräusche, das Radlager knartscht und knackt und das Fahrrad zieht stark nach links. Lediglich der Fahrradständer gefällt mir gut. Ich komme aber gut voran und kann mit dem riesigen Fahrradkorb viele Sachen transportieren.

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