Putuoshan

Am Freitagabend gingen Barbara, Nils und ich, nachdem wir mit Professor Fang verabredet waren, in das "Windows Too", um zu schauen, ob inzwischen wieder gefeiert wird.

Zunächst saßen wir eine Weile in der Arena vor dem Eingang und beobachteten das wilde Treiben. Wenn es einen Ort für Jugendstudien gibt, dann könnte es dieser sein, denn hier tummelten sich auch viele Chinesen unter den Ausländern (oder auch umgekehrt, wenn man keine Maoming-Lu-Maßstäbe setzt).

Neben uns saßen einmal ein paar Schüler aus Deutschland, wahrscheinlich Diplomatenkinder oder ähnliches. Einer lebt bereits seit 5 Jahren in Shanghai und er meinte, daß er gerade mal mit dem Taxi zu den Orten kommt, wo er hin möchte. Links neben mir übergab sich bereits um ca. 21h ein Chinese. Ballermann mal anders.

Da es sehr warm war, standen viele Gäste draußen und versorgten sich immer wieder mit neuem Bier.

Nach der ganze SARS-Orgie, mehreren Monaten Ausgehverbot und den ganzen Einschränkungen durften wir an diesem Wochenende zum ersten Mal die Stadt verlassen. Viele Gebiete innerhalb Chinas sind noch weiterhin SARS-Gebiete. Das bedeutet, daß man bei Einreise aus diesen Gebieten für zwei Wochen in Quarantäne muß. So suchten wir uns einen Ort aus, der viel Kultur, aber gleichzeitig viel Erholung bietet, möglichst am Meer liegt und auch Berge hat. Da Putuoshan bereits von mehreren Deutschen positiv erwähnt wurde, schlossen wir uns einer größeren Gruppe junger Deutscher an, die ebenfalls hier studieren oder arbeiten.

Zunächst fuhren wir eineinhalb Stunden mit dem Bus, dann noch zweieinhalb Stunden mit diesem Katamaran.

Wenn die nur nicht dauernd Kenny G. gespielt hätten, wäre die Überfahrt richtig angenehm geworden.

Wir hatten nicht gefrühstückt und nach einer längeren Reise bereits viel Hunger, als sich diese drei Männer vor uns einen Tisch ausklappten und sich Jiaozi machten.

Zunächst dachten wir, daß man das Essen kaufen könne, da die Männer wirklich viel gemacht haben, aber dann haben sie das alles selbst verputzt. 

Wir hatten zunächst nur die Karten für die Hinfahrt gebucht und auf der Fähre gab es direkt die Karten für die Rückfahrt. Da wir nicht mehr Zeit hatten und es keine andere Verbindungen gab, hatten wir genau 24 Stunden auf der Insel.

Die Fahrtkarten kosteten übrigens umgerechnet 20 Euro pro Transfer, aber eine weitere Überraschung erlebten wir, als die auf der Insel noch einmal umgerechnet 11 Euro "Eintrittsgebühr" haben wollten. 

Hungrig checkten wir in das Hotel ein. Bei Beschwerden sollten wir uns an den "Assistant Manager" wenden, der seinen Schreibtisch praktischerweise direkt in der Hotellobby hat. Ich glaube, an diesem Platz hat noch nie jemand gearbeitet.

Putoshan ist für die buddhistischen Chinesen eine ganz besondere Insel, da hier der Tempel eines Gottes (Guanyin) ist, der für die Fruchtbarkeit zuständig ist. So waren einige junge Paare auf dieser Insel, die bei diesem Buddha für Kinder beten wollten. Dieser Buddha soll auch andere Wünsche erfüllen, für die gebetet wird.

In dem Dorf, von wo aus wir die Insel erkundeten, war noch ein schöner Seerosenteich. 

Wir trafen auf der Insel noch viele weitere Deutsche, mit denen wir uns verabredet hatten. So aßen wir mit dieser großen Gruppe ein wenig, bevor wir uns wieder trennten, um in kleineren Gruppen die Sehenswürdigkeiten zu betrachten.

Hier sehen wir den Tempelhof des größten Tempels auf der Insel.

Das Hauptgebäude ist auf der linken Seite, jedoch ist es vollkommen von Bambusgerüsten verdeckt, da es gerade renoviert wird.

Im Grunde sehen die Tempel, die ich bisher besuchen durfte, sehr ähnlich aus. Es gibt einen Tempel in der Mitte, in dem für den "Hauptbuddha" gebetet wird. Im Zentrum dieser Halle ist eine große Buddhastatue. 

(Sie wirkt auf dem Bild unten deutlich kleiner, als sie in Wirklichkeit ist.) 

Ausnahmsweise konnte ich auch einmal in einem Tempel Fotos machen.

Um diese Statue herum sind noch viele andere Statuen von anderen Buddhas.

Außerhalb dieses Haupttempels gibt es noch viele weitere Nebentempel, vor denen auch gebetet wird.

Hier sehen wir auch, wie sehr so ein Tempel verräuchert wird. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier kann man wieder sehen, wie Gerüste mit Bambus gefertigt werden ,und daß man auch ohne Kran auskommen kann.

 

 

 

 

 

Nach dieser Besichtigung begaben wir uns zum Strand.

Hier sind wir auf dem "Einhundert-Schritte-Strand".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein trauriges Schauspiel mußten wir hier miterleben, denn drei weitere Jugendliche aus Deutschland, die wir auf dem Schiff gesehen hatten, benahmen sich hier sehr daneben. Einer chinesischen Reiseleiterin entwendeten sie das Megaphon und einer rief etwas wie: "Chinesen sind doof!" Weiter passierte zwar nichts, aber es gibt durchaus einige Chinesen, die Deutsch sprechen. Auch wenn das nicht der Fall gewesen sein sollte, halte ich dieses Benehmen für absolut daneben und nicht akzeptabel.

Hier sehen wir den "Eintausend-Schritte-Strand".

 

 

Schade, daß man auf Bildern kein Wetter fühlen kann, denn es war sehr warm und vor allem sehr schwül. Das Wasser war schweinekalt und so stapften wir ein wenig durch das Wasser.

Dann kamen wir noch an dieser Gruft vorbei. Da gerade niemand da war, konnte ich auch ein Foto im Inneren machen.

Wofür genau man hier beten soll, weiß ich leider nicht, denn diese Gruft war auf der Karte nicht eingezeichnet und außerdem war niemand da, den man hätte fragen können.

Später gingen wir wieder in den Ort, um etwas zu essen.

Auch hier sind die Chinesen wieder sehr einfallsreich, denn als ich eine Kellnerin darauf aufmerksam machte, daß auf der Toilette im Hof kein Licht ist, löste sie ihre Minitaschenlampe von ihrem Schlüsselbund und bot sie uns an.

Später setzen wir uns noch an den Strand und tranken ein Bier aus dem Kiosk.

Am Sonntag standen wir bereits um 7h auf, um das ausführlichste Frühstück zu genießen, das ich bisher in China hatte. Es gab eine große Auswahl an chinesischen Spezialitäten und auch einige westliche Sachen wie: Kaffee, Toast, Spiegelei, gekochte Eier (allerdings ohne Salz) und Orangensaftkonzentrat.

Ziel des heutigen Tages war der Tempel des "Nan Hai Guanyin". Übersetzt heißt dies: "Südmeer-Guanyin". Neben diesem Guanyin gibt es noch verschiedene Guanyin Buddhas, deren Tempel über das Land verteilt sind. Eigentlich ist es immer der gleiche Buddha, jedoch hat er je nach Tempel verschiedene Gesichter und Gestalten. So gibt es zum Beispiel auch einen "Tausend-Hände-Guanyin".

Dieser Tempel ist nicht sehr alt und das kann man auch sehr deutlich an den ganzen frischen Steinen erkennen, aus denen dieser Tempel erbaut ist. Eine Chinesin, die mit uns reiste, antwortete auf diese Altersfrage, daß dieser Tempel zumindest 7 Jahre alt ist, da sie zu der Zeit schon einmal hier war und sich seitdem nicht viel verändert haben soll.

 

Da es kein klassischer Tempel, sondern ein Freilichtaltar ist, konnte ich endlich mal die gängigsten Buddhageister fotografieren:

Für die meisten dürfte es etwas befremdlich sein, etwas wie das Hakenkreuz auf der Brust eines Buddhas zu sehen, aber das Hakenkreuz, wie es hier dargestellt ist, ist ein uraltes Symbol für den Buddhismus.

Auf Putoshan sieht man das Symbol sogar auf Straßenlaternen und auch einige Fenster sind damit geschmückt.

Das Hakenkreuz glänzt so sehr, da es Glück bringen soll, wenn man es berührt.

Hier haben wir noch einmal einen Blick von der zweithöchsten Ebene auf den Platz.

Auf dem Meer sieht man auch noch die Umrisse eines Kriegsschiffes. Abgesehen von diesem Schiff waren noch viele weitere Kriegsschiffe in der Nähe. Wir bemerkten, daß der Buddha dieses Tempels ein Steuerrad in den Händen hält. Über Zusammenhänge kann man lediglich spekulieren. Über die Beziehung von Staat und Religion hatte ich ja bereits etwas geschrieben.

Wir gönnten uns noch einmal einen Spaziergang am "Einhundert-Schritte-Strand"  und dann mußten wir schon wieder zum Hafen.

 

 

 

 

 

 

Am Hafen wurde mit so einer Infrarotkamera unsere Temperatur gemessen.

Das Personal ist jedoch nicht im geringsten mit dem Massenandrang fertig geworden. Alles ist irgendwie im Chaos versunken, denn einige bekamen den OK-Stempel bereits vor der Fiebermessung.

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