23.02.2003    Tag 2

    05.30h. Ich kann irgendwie nicht mehr schlafen, aber 5 Stunden reichen. Es ist schweinekalt. Gut daß ich hier für die Heizung eine Fernbedienung habe. Dumm, daß die Heizung eine Klimaanlage ist, die anscheinend eher zum Kühlen und weniger zum Heizen ausgelegt ist, denn jeder Föhn würde mehr Wärme in die Wohnung blasen. An Stelle der Fenster hätte man auch genauso gut Fliegengitter einsetzen können, denn es weht praktisch durch die Fugen. Eine Schallisolierung ist ebenfalls praktisch nicht vorhanden, aber das empfinde ich hier als nicht so schlimm, außerdem ist bald Sommer. 

Draußen hupen die Autos noch immer, oder schon wieder, alles wie gestern. Etwas Chinesisch lernen, dann Fernseher an und zappen. Die armen Chinesen!

Die müssen sich einen Mist anschauen,... QVC und 9Live sind Luxussender gegen diese Verkaufssender hier. Es werden einem so Dinger verkauft, die man sich in die Nase stecken soll, damit man keinen Herzinfarkt bekommt und jung bleibt. So dramatische Werbung habe ich noch nie gesehen. Wenn es nicht so kalt wäre, würde ich auf die Straße schauen, ob schon jemand in Panik aus dem Haus rennt, um sich das Ding zu kaufen! Dann gibt es noch eine recht bescheuerte Kinderschaukel, die man sich an die Zimmerdecke schrauben kann. Das Kind ist den Tränen nahe und will da raus, aber die Erwachsenen lächeln in die Kamera. Es gibt hier übrigens auch "Wer wird Millionär". Es werden immer nur zwei Antworten vorgegeben und beim Telefonjoker kramen die Kandidaten einen Zettel heraus und müssen selbst wählen. Ansonsten fast überall Werbung. Dann eine Sendung aus Thailand. Amis sind im Tempel beim Großen Palast in Bangkok und müssen im Tempel des liegenden Buddha Geldstücke in Schüsseln schmeißen. Ein Stück pro Schüssel, rund 40 Schüsseln. Es muß jedoch genau die Menge beim "Spendenmeister" abgeholt werden. Wenn zu wenige oder zu viele Münzen genommen wurden, mußte die jeweilige Gruppe noch mal anfangen. Mir wird fast schlecht dabei, immerhin sind die in einem Tempel! (Da war ich übrigens auch schon! Hallo Kerstin und Katrin!). Musikfernsehen: Asia-Pop, argh, weiter.

Nachrichten CCTV2, Chinesisch, es geht um eine Touristikmesse und irgendwie wird immer wieder Deutschland erwähnt.

Später Nachrichten CCTV9, Englisch, die Nachrichten sind OK und werden von mir bis jetzt als (fast) neutral angesehen. Immer wieder wird Deutschland erwähnt und man sieht Herrn Eichel, wie er immer mit dem Finger an die Nase fährt. (Was müssen die Chinesen nur von uns denken?!?) Immer wieder wird erläutert, daß Deutschland große Probleme hat und Wim Duisenberg sagt, daß nicht nur Deutschland so schlimm dasteht.

Inzwischen ist es 08.30h. OK, jetzt duschen, im Raum ist es noch immer schweinekalt, aber duschen muß sein!

Ich mache Kniebeugen, Liegestütze und versuche mich auf Temperatur zu bringen. Als mir ausreichend warm ist, springe ich unter die eisig kalte Dusche. Einseifen, dann abwaschen und auf einmal, als ich fast fertig bin, wird nach etlichen Minuten das Wasser warm. Glücksgefühle kommen hoch und ich dusche deutlich entspannter, obwohl das Wasser hier nach Chlor riecht. Ich vermeide, es in den Mund zu bekommen und putze mir immer mit Trinkwasser aus dem Spender die Zähne.

Letzte Nacht hat es geregnet und es nieselt noch immer. Draußen sieht es irgendwie ungemütlich aus. Zum ersten mal komme ich mir vor wie in einer Partnerstadt Hamburgs.

Ich schreibe etwas an der Homepage, bringe hier etwas Ordnung in die Bude und dann überkommt mich eine unglaubliche Müdigkeit. Hmm, die 5 Stunden Schlaf waren anscheinend doch nicht genug.

Auf der Couch versuche ich noch etwas Chinesisch zu lernen, ich schlafe jedoch in eine Decke gehüllt ein. Ich werde gelegentlich noch mal wach, schlafe aber immer wieder ein, bis so gegen 18h Herr Pan und Nils ins Zimmer kommen.

Gleich darauf gehen wir hier einmal um den Block und Herr Pan zeigt uns noch etwas die Gegend und dann gehen wir richtig chinesisch essen. Es gibt viele kleine vegetarisch bestückte Teller und jeder nimmt sich was er kann. Es schmeckt sehr gut, jedoch nicht wie bei den Chinesen in Deutschland. 

Nils, Herr Pan und Ich
Wir unterhalten uns viel über China, Europa, Land und Leute, bis wir zu uns in die Wohnung gehen und uns zu dritt zwei Flaschen Bier teilen.

Herr Pan gibt mir noch ein paar Infos zu dein Internetverbindungen hier in Shanghai, jedoch funktioniert das alles noch immer nicht.

Ich kann mich zwar einwählen und eine Verbindung herstellen, ich kann jedoch keine Seite öffnen und keine Mails senden und empfangen.

Bald werde ich weniger zu schreiben haben und auch weniger schreiben können, da ich mich einerseits an einige Sachen gewöhnt und andererseits kaum noch Zeit haben werde.

Hoffentlich habe ich bald einen Internetzugang.

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