22.02.2003 Der erste Tag in Shanghai
Der Straßenlärm dringt durch die dünnen Fenster und es ist auch etwas frischer geworden. OK, ich habe noch Ferien, also erst einmal Fernseher an, Heizung an und ab unter die warme Dusche!
Hmm, war dies das falsche Ventil? Wo bleibt das warme Wasser?
Während im TV die Aufzeichnung der "Asia MTV-Video Music Awards" laufen und gerade Avril Lavigne als beste Newcomerin ausgezeichnet wird, quäle ich mich unter die Dusche.
Draußen wird fleißig gehupt und ich frage mich warum? Die Autos fahren nicht oder nur langsam und eigentlich ist es ein ganz normaler Straßenverkehr mit etwas vielen Fahrrädern.
Ich
begebe mich auf die Straße und gehe einmal um den Block. OK, Wohnung
wiedergefunden.
Jetzt kann es weitergehen. Ich erkunde die Gegend und schaue mir
einige Läden an. Es ist wirklich übel, Analphabet zu sein und dann noch so gut
wie kein Chinesisch zu sprechen.
Ich begebe mich in einen kleinen Laden und kaufe eine Sprite, mein erstes "Geschäft" hier in China.
Die Menschen sind überaus freundlich und zurückhaltend. Die Straße ist extrem sauber, die Bäume werden gestutzt und überall wird gebaut. Mir erscheint es wie ein Freizeitpark inmitten einer Großstadt, jedoch ist es hier anscheinend überall so.
Während ein entsprechendes Stadtviertel Europa lediglich aus Wolkenkratzern besteht (Gibt es hier auch, z.B Pudong), werden hier riesige und gleichsam elegante Wolkenkratzer einfach in ein unscheinbares Viertel hineingebaut, das ansonsten eher an englische Arbeiterviertel erinnert. (Meine Wohnung ist allerdings für dieses Viertel nicht typisch.)
Ich gehe in ein Geschäft, an dem "World of Electronics" steht! Whow, Englisch!
Von außen sah das Geschäft aus wie ein Kaufhaus und es hatte ähnliche Ausmaße wie ein Saturn oder ein Mediamarkt, der sich über 3 Etagen erstreckt, jedoch war hier alles durcheinander.
Es sieht aus wie auf einem eng gedrängten Flohmarkt und an jeder Ecke sind Handys, Notebooks, Stereoanlagen, Adapter und anderer Krimskrams aufgebaut. Im Augenwinkel sehe ich den bisher einzigen Nichtchinesen, seit ich vom Flughafen abgeholt wurde.
Der erste Preisvergleich schockt mich, denn Notebooks sind hier anscheinend deutlich teurer als bei uns. 32000 Yuan. Für ein leicht veraltetes Notebook und ich denke, daß ich mehr auf meinen Computer aufpassen muß. Zu Handys und anderen kleineren Sachen komme ich nicht so wirklich, nirgendwo stehen Preise und mein Chinesisch reicht noch lange nicht zum Handeln. In einer Ecke wird in voller Lautstärke eine Karaokeanlage ausprobiert.
Ein Internetcafé habe ich noch nicht gefunden, jedoch habe ich mit Freude einige Garküchen entdeckt, die mich im letzten Jahr in Thailand so in den Bann gezogen hatten.
Keine Speisekarte, die man nicht versteht, keine richtige Bestellung, man zeigt einfach auf das Essen, das man haben will und für umgerechnet ein paar wenige Cent hat man einen leckeren Snack.
Zu Hause erwarten mich zwei Frauen, die hier putzen. Die "noch" kleinere von ihnen (Ich schätze mal 1,20m) nimmt meine Wohnungsanmeldung auf und sie erklärt mir ein paar Kleinigkeiten. "Ni Hao! Wo jiao Jan Weustink!" Sie brabbelt etwas und mir bleibt nur ein "She me?!? Wo bu dong!" Sie ist sehr freundlich und nett und als ich Sie nach einer Internetanbindung frage, weiß sie gar nicht, was ich meine. Sie versicherte mir jedoch mit gebrochenem Englisch, am Montag jemanden zu fragen. "Hai hao, xie xie! Zaijian!"
Ich muß dringend mehr Chinesisch lernen.
Heute habe auch zum ersten Mal mit Herrn Fang von der USST telefoniert. Am Montag würden wir uns treffen und falls ich Fragen oder Probleme hätte, solle ich mich bei ihm melden.
Am Abend fallen mir zum ersten mal die Stromschwankungen auf. Gelegentlich blinkt das Licht auf, mal wird es etwas dunkler, aber eigentlich kannte ich das schon von dem Schüleraustausch mit Polen,...
Mein Handy funktioniert hier übrigens. Allerdings bekomme ich immer wieder die gleiche SMS, die schon beim ersten mal überflüssig war, also lasse ich es lieber ausgeschaltet. Am Montag werde ich mich mal nach chinesischen Telefonkarten erkundigen.
Im Supermarkt habe ich mich heute mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt und direkt einen Snack zu mir genommen. Keine Ahnung, was es war, das eine erinnerte mich an einen sehr festen Eierstich aus einer Hühnersuppe und das andere war irgendwie klebrig, aber irgendwie doch knusprig und etwas süß, aber sonst ganz lecker.
Das chinesische Bier (in diesem Fall Tsingtao) schmeckt übrigens ebenfalls recht gut.
Inzwischen merke ich, daß ich mich an die Zeitumstellung noch nicht richtig gewöhnt habe und deshalb werde ich selbst an diesem Samstagabend nicht ausgehen, sondern früh ins Bett, weil ich morgen von Herrn Pan zum Essen abgeholt werde. Abends wird mein Mitbewohner Nils anreisen und am Montag fängt das "normale" Leben in Shanghai an.
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