Wochenende 06.04.2003

Als ich am Freitagabend von der Arbeit nach Hause radelte, klingelte das Telefon und Barbara fragte mich, ob Nils und ich abends mit ins Kino wollten. Das alles war für uns etwas knapp, also aßen wir erst ein wenig und nachdem wir beide etwas getippt hatten, begannen wir, zur Entspannung einen Film zu schauen. Nach einer Stunden klingelte das Telefon erneut und wir verabredeten uns mit den Mädels im "Windows Too". Wir spielten etwas Kicker, tranken etwas Bier und schwoften ein wenig, bevor wir auf ein weiteres Bier in die Buddha Bar fuhren. Da ich aber wie an jedem Freitag zu müde war, begab ich mich frühzeitig ins Bett. 

Für den Samstag stand nämlich wieder Sightseeing an. Der Plan, ins Museum zu gehen, ist bei dem Wetter allerdings quasi in den Sonnenschein gefallen, denn das Wetter war einfach genial. 

Ab aufs Fahrrad und wir fuhren Richtung Jing´an Tempel.

Wir fuhren an dem ehemaligen Kongresszentrum (hier links) vorbei und da der Jing`an Tempel gerade renoviert wird, begaben wir uns in den Jing`an Park.  

Dieser Park ist sehr schick, aber auch extrem klein. Da auch viele Chinesen bei dem Wetter in den Park wollen, herrscht auch Hier eine Massenschieberei.

 

 

Links sehen wir noch einen kleinen Jungen in einer, wie wir sie nennen: "Schnellscheißerhose". Diese Hosen sind sehr praktisch und die Chinesen brauchen den Kindern nicht einmal mehr die Hose herunterzuziehen, wenn die Kinder mal müssen. Da die Toiletten aber oft weit sind, werden die Kinder einfach mal an die nächste Straßenlaterne geschickt, wo sie sich ihrer Notdurft entledigen.

Die Rasenflächen sind immer sehr gut gepflegt und wenn man nur einen Fuß auf diese Fläche setzt, hört man direkt irgendwo eine schrille Trillerpfeife eines Wachmanns. Da allerdings überall irgend welche Leute auf den Rasen wollen, kommt man sich vor wie bei einem Fußballspiel.

Rechts sieht man übrigens einen Teil des Parks und einen Ausblick auf eines der vielen Neubauviertel an der Nanjing Lu. Hier in diesem Park waren viele Hochzeitspaare, die die Hochzeitsfotos haben machen lassen. Über die Hochzeiten in Shanghai muß ich auch unbedingt noch einmal schreiben. 

Abends waren wir mit einer Kollegin von mir und ihrer Freundin zum Essen verabredet und es erwartete uns ein richtiges Festmahl. 

Zunächst gab es "Lotuswurzeln", die mit Reis gefüllt waren, in Alkohol eingelegte Hähnchenstücke, verschiedenes Gemüse, Dann gab es noch einen sehr scharf eingelegten Aal und dann kam die Pekingente auf den Tisch. Diese wird auf dem Bild links gerade kleingeschnitten. (Die Gesichtsmaske ist für Küchenpersonal Vorschrift und fast niemand trägt Masken wegen SARS.) Zunächst wurde die knusprige Haut entfernt und auf einem kleinen Teller serviert, dann wurde auch das Fleisch serviert.

Das Fleisch wurde in eine sehr leckere Sauce getaucht und dann entweder direkt verzehrt, oder in Teiglappen eingelegt und dann mit etwas Salat wie ein Döner Kebap verzehrt. Gegen Ende wurden zwei verschiedene Suppen gereicht und es gab noch Melone als Nachtisch und so schleppten wir uns vollgefressen und glücklich in den Xianti Park, wo wir bereits am letzten Wochenende in einer Bar einen Cocktail getrunken hatten. Wir begaben uns in das CJW, einer sehr noblen Jazz und Bluesbar. Wir wurden von Sicherheitskräften an einen Tisch direkt vor die Bühne geführt und auf den Mindestverzehr hingewiesen, aber die Musik alleine war den Preis schon wert. Die Band war unglaublich gut, die Sängerin, die übrigens aus Australien kam hatte für einen so zierlichen Körper eine sehr voluminöse und kräftige Stimme. Das Repertouir reichte von klassischem Jazz über New Orleans Blues bis zum absolut mitreißendem Funk. So tranken wir einen Cocktail, schwoften zur Musik und genossen das Ambiente.

Wir verließen nach einiger Zeit dieses Lokal und da es bereits ca. 23.00h war, verließen uns meine Kollegin und ihre Freundin, denen der Abend auch sehr gut gefallen hatte. Nils und ich hatten natürlich noch nicht genug bekommen und so trafen wir uns mit Arietta und Flo im "California Club" im Fuxing Park.

Daß dieser Club zu den Nobeladressen in Shanghai zählt, konnte man schon an den S-Klasse Benz, an den 7er BMWs und anderen Luxuskarossen vor dem Eingang erkennen und wenn man davon absieht, daß der Eintritt kostenlos war, waren alle weiteren Preise gesalzen. Die Musik war allerdings sehr gut. Es wurde recht grooviges House gespielt, wobei mir einige Songs noch von längst vergangenen Tagen bekannt vorkamen, die Mischung war jedoch sehr modern.

Das Interessanteste an diesem Club war aber nicht die Musik und auch nicht die Preise, sondern die Menschen, die sich hier tummelten. Daß hier mehrere Wachmänner in uralten grünen Militäranzügen patrouillierten war schon interessant, aber das Publikum war unglaublich. 

Sonnenbrillen sind in dieser Shanghaier Disco hip. So bescheuert es auch aussieht, aber viele trugen sehr dunkle Sonnenbrillen. Der Kracher war ein Wessi mit einer ganz dunklen Sonnenbrille, einem Schlapphut, einem Cowboymantel, einer fetten Zigarre im Mundwinkel und zwei kleinen Chinesinnen im Arm. In den Sitzecken saßen einige kleine Gruppen und auf den Tischen stand oft eine Flasche Champagner im Eiskübel, eine Flasche Edelwhisky, ein paar Zigarren und sonstige Luxusartikel. Es zählt nicht, was man trinkt, sondern, was man bestellt. Die Flasche Whisky wurde von den paar Persönchen gerade mal angebrochen, ganz davon zu schweigen, daß der dabei mit Cola gemischt wurde. (Die Leute, die mich kennen, wissen, wie sehr mein Herz dabei blutet,...)

Ich gönnte mir ein Getränk mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis und wir genossen die Musik. Da der Fuxing Park nicht weit von unserer Unterkunft entfernt ist, sind wir gemütlich nach Hause gegangen, um wieder früh ins Bett zu gehen.

Am Sonntag wollten wir endlich mal in den "Century-Park", dem größten Park Shanghais. So verabredeten wir uns mit einer Niederländerin, die Nils im Flugzeug von Bangkok nach Shanghai kennengelernt hatte.

Wir erwarteten eigentlich endlich einmal Wald und etwas Natur, aber natürlich ist in Shanghai garnichts. Wald gab es nicht, die Rasenflächen sahen absolut künstlich aus, von den Seen ganz zu schweigen. Schockiert konnten wir hier erneut feststellen, wie gerne die Chinesen schrille Sachen und vor allem Lärm lieben. Rechts sieht man das gleiche bescheuerte Kriegsspiel wie im Renmin Park.

Man konnte sich Familienfahrräder ausleihen oder mit anderen Elektrobooten einen langweiligen Kanal entlangfahren.

Da viele Chinesen nicht schwimmen können, hatten fast alle, die auf diesem winzigen Kanal  unterwegs waren, eine Rettungsweste an. Wir setzten uns noch auf eine Rasenfläche, die hier sogar betreten werden durfte und sonnten uns ein wenig.

Auch hier gab es die Hochzeitsgesellschaften, die Bilder machen ließen. Jedem Beteiligten war deutlich anzusehen, daß wirklich niemand auch nur annähernd Spaß an der Sache hatte. Unsere Reise wurde aber vor allem auch mit diesem Panorama auf Pudong belohnt.

Wir sehen vorne links das Technikmuseum, welches wir demnächst auch noch besichtigen möchten.

Abends genehmigten wir uns noch eine Suppe und etwas Reis in der Mensa, die ich hier einmal fotografiert habe.

Diese Mensa ist die größere der beiden Mensen dieser Uni. Die zweite Mensa ist deutlich älter und uriger, aber an diesem Sonntagabend war sie geschlossen.

Abends kamen noch Constanze, Barbara und Nina vorbei. Wir tranken ein Bier und ich brannte den Mädels noch eine CD mit deutschen Liedern für den Deutschunterricht.

Die kommende Woche ist bereits sehr mit Terminen vollgepackt. Am Montag und Mittwoch haben Nils und ich Chinesischunterricht, dann muß ich noch ein Regelungstechnikprojekt von Deutsch nach Englisch übersetzen. Da ich bereits die Einleitung und den ersten Praktikumsabschnitt übersetzt habe, weiß ich, daß es noch viel Arbeit ist. Für Freitag haben wir Karten zu dem Musical "Cats", das seit wenigen Tagen hier in Shanghai aufgeführt wird. Ansonsten ist für das kommende Wochenende wieder Sightseeing angesagt. Bei der Arbeit läuft alles normal weiter und ich arbeite abwechselnd an den Aufgaben, die mir aufgetragen werden.

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