Woche und Wochenende bis zum 13.04.2003

Zu SARS:

Die Woche stand zunächst im Zeichen von SARS und wir versuchten uns so gut wie möglich zu informieren (Dank an JP und Kerstin!). Es folgten weitere Analysen, die uns vor dem Hintergrund, daß SARS in den meisten Gebieten etwas eingedämmt wurde, zu dem Schluß bewegten, daß ein Infektionsrisiko vorerst verschwindend gering ist und unser weiteres Leben nur wenig davon beeinflußt werden soll. 

In Shanghai gab (offiziell) es bisher keine lokale Infektionskette, wenige Erkrankte und noch kein Todesopfer. Bei einer Bevölkerungszahl von 17 000 000 in der Stadt und entsprechend vielen weiteren Millionen Menschen in dieser Provinz kann der Faktor SARS "vernachlässigt" werden. 

Des Weiteren liegt bei bisher knapp über 120 Todesfällen die Mortalitätsrate bei ca. 4,5% und dabei verstarben meistens Menschen, die bereits andere Erkrankungen hatten oder anderweitig nicht gesund waren. Die letzten drei Todesopfer in Kanada waren 73, 80 und 86 Jahre alt. Bei einer Grippewelle vor drei Jahren sind mehrere Millionen Menschen weltweit gestorben. So sehen wir selbst im Falle einer Ansteckung gute "Überlebenschancen". An Malaria sterben auch wesentlich mehr Menschen als an SARS. Die letzte Grippewelle in Deutschland hat ebenfalls mehreren tausend Menschen das Leben gekostet, ohne daß es ein großes mediales Ereignis war. 

Wir nehmen aber trotzdem Vitaminpräparate (Kann ja sowieso nicht schaden) und ich informiere mich täglich im Internet auf den Seiten von Der Spiegel, Die Welt, Die Netzzeitung, Auswärtiges Amt, Robert Koch Institut, und natürlich auf den Seiten der WHO. Ansonsten versuchen wir weiterhin Massenansammlungen zu vermeiden. Des Weiteren werden wir unsere weitere Reiseplanung umstellen, falls in Hongkong und Hanoi, beziehungsweise anderen Gegenden keine Entwarnung gegeben wird. 

Wir würden in diesem Fall mit der Bahn Richtung Xi´an nach Zentralchina fahren, dann nach Kunming (Spring City oder auch Frühlingsstadt genannt) fliegen, um von dort aus nach Laos zu gelangen. Dann stünde jedoch die Malariaprophylaxe im Vordergrund. Nach Vietnam und Kambodscha kämen wir dann auch und Kunming ist nach Aussage eines Kollegen die schönste Stadt Chinas.

Die Woche

Am Montag hatten wir endlich unsere erste richtige Chinesischstunde. Unsere Chinesischlehrerinnen hatten sich ausgesprochen gut vorbereitet und so peitschten sie den Nils und mich durch die zwei Stunden. Es wurden sogar Hausaufgaben aufgegeben. Wir haben jetzt jeden Montag und Mittwoch zwei Stunden Chinesischunterricht und gelegentlich werden wir den Mädels auch Deutsch beibringen. (Ich muß gleich noch weitere Hausaufgaben machen,...)

Ansonsten habe ich noch viel für die Universität übersetzt und ich denke, ich werde die Übersetzung bis Montag vollenden.

Das Wochenende

Mit zwei meiner Kollegen und einer Freundin eines Kollegen hatten wir für Freitag Karten für das Musical Cats. Wir trafen uns nach der Arbeit bei uns und wir aßen noch eine Kleinigkeit in der Mensa. Mit dem Taxi fuhren wir also zu dem Shanghaier Theater, in dem Cats aufgeführt wird. 

In Hamburg hatte ich wenige hundert Meter hinter dem Operettenhaus gewohnt, in dem während meines ersten Jahres in Hamburg Cats aufgeführt wurde. Dort hatte ich es jedoch nie gesehen. Stattdessen sah ich Cats jetzt am anderen Ende der Welt,...

Wenige Leute trugen Gesichtsmasken, das aber anscheinend recht unkonsequent. Raucher hatten in den Pausen die Masken nur um den Hals. Getrunken und gegessen wurde ja auch. Handschuhe trugen die Maskenträger ebenfalls nicht. 

Leider saßen wir recht weit oben in den hinteren Rängen. Zu Beginn des Schauspiels unterhielt sich ein großer Teil des Publikums fröhlich weiter und gelegentlich klingelten auch Handys. Die Vorstellung an sich hat mir sehr gut gefallen, obwohl wir von einer ausgedehnten Steppeinlage doch recht überrascht waren. Ein Kapitel über die Mongolen und einer Seereise, war anscheinend nicht nur in Shanghai, sondern auch in Hamburg ein Teil der Vorstellung, da Nils auch davon berichtete. 

In der Pause hatten wir auch einen schönen Ausblick auf den Südteil der Stadt. Hier schauen wir gerade über den südlichen Teil des People´s Park. 

Der Eindruck, daß dort das Stadtzentrum ist täuscht, es ist nur eine relativ kleine Ansammlung von modernen Wolkenkratzern.

Nach der Vorstellung trennten wir uns von meinen Kollegen und nach einigen Telefonaten verabredeten wir uns mit den anderen Reisenden. Ziel war eine Privatparty eines japanischen Studenten. Das Ziel erreichten wir auch nach einigen Stunden der Sucherei im Regen. Leider war die Party da schon fast vorbei und so begaben wir uns weiter in einen Club, der auch wieder in der Nähe unserer Wohnung ist. Das Publikum war größtenteils asiatisch, jung und zumindest nicht arm. Gespielt wurde Mainstream Hip Hop und so rockten wir noch die halbe Nacht. Ich habe nach keiner Nacht so viele Bilder auf meiner Kamera wiedergefunden wie nach diesem Abend, jedoch sind viele Bilder nicht verwertbar, da nicht nur ich Bilder gemacht habe und andere Bilder will ich wiederum aus verschiedenen Gründen nicht ins Netz stellen.

Am Samstag standen wir um ca. 11h auf und gerade als wir frühstückten, klopfte es an der Tür. Wir öffnetem dem Mann, der uns damals vom Flughafen abholte. Er wollte sich in erster Linie nach unserem Befinden erkunden und so blieb er mehrere Stunden bei uns in der Wohnung. Neben SARS unterhielten wir uns noch über viele weitere Sachen, die uns bei der weiteren Planung deutlich weiter brachten. Später begaben wir uns in einen Schreibwarenladen, in dem wir uns Visitenkarten machen ließen. Visitenkarten sind in China irgendwie ein Muß. Jeder drückt einem so eine Karte in die Hand und entsprechend enttäuscht wird reagiert, wenn man sagt, daß man keine Karte hat. 

Danach fuhren wir gemeinsam in ein Restaurant in die Nähe der Nanjing Lu. Wir aßen einen ganzen Hahn, eine Taube, Garnelen, eine Hähnchenblutsuppe, Bambussprossen, Gurken eine Fischsuppe und noch weitere Leckereien.

Nach diesem Festschmaus begaben wir uns wieder nach Hause, wo wir uns mit den Mädels verabredet hatten. Eigentlich wollten wir die Simpsons schauen, dabei ein Bier trinken und dann in einen Jazzclub gehen, jedoch bekam ich von einer der weiteren Mädles, mit denen wir uns im Jazzclub treffen wollten, eine SMS, daß die Tische nicht sehr lange reserviert sind, also gingen wir direkt in den Cotton Club.    Bei unserer Ankunft war dieser Club bereits recht gefüllt und die Gäste waren recht gemischt.

 Die Band war recht gut, aber nicht so sehr mitreißend wie die Band, die wir bereits vor einer Woche gesehen hatten. Am Interessantesten waren unsere Gesellschaftsstudien und der Timmy und Toby-Rap,... ;-)

Dee Jott Duracell, Dee Doublejott, MC Potthole, MC Puppe und Dee Jott Hermann rockten dann auch die Sitzecke, während die anderen Mädels bereits direkt vor der Bühne saßen und versuchten, in den Blues einzutauchen.

Die Deutschlehrerinnen hatten nachts noch einen weiten Weg und die anderen Mädels wollten noch in eine Disco auf dem Xintiandi-Platz, aber da die Gegend ebenfalls sehr teuer und etwas versnobt ist und es auch so schon spät genug war, begaben Nils und ich uns nach ca. drei Stunden und zwei Cocktails (Nils bekam einen "Sex on the Beach" in einem schnappsglassgroßen Manhattenglas,...) nach draußen und gingen gemütlich durch die Nacht nach Hause.

Am nächsten Morgen begannen wir zunächst, Berichte zu schreiben und dann begaben wir uns in das Shanghaier Stadtentwicklungsmuseum. Hier rechts sieht man ein Modell der Stadt, wie sie wahrscheinlich in 5 Jahren aussehen wird. Wir waren erstaunt, daß es in Pudong bald zwei Gebäude geben wird, die den Jin Mao Tower, der ja bereits das dritthöchste Gebäude der Welt ist, deutlich überragen werden. Mit dem Bau des Fundamentes des einen Gebäudes wurde bereits vor Jahren begonnen und dieses Haus sprießt jetzt wie ein Pilz aus dem Boden.

Ansonsten war im Stadtentwicklungsmuseum nichts besonderes zu sehen. Es wurde der Bewerbungsfilm für die Expo 2010 gezeigt, dann noch eine Reportage über die Freude nach der Entscheidung. Es gab einen kurzen historischen Überblick, der mir etwas "geschönt" vorkam. Ansonsten wurden technische Errungenschaften der Volksrepublik China ausgestellt. Die Dokumentation war fast ausschließlich auf Chinesisch und was dann englisch war, wiederholte sich dauernd.

Wie auch nicht anders zu erwarten, gab es viele Köpfe, und Schalter, mit denen man Licht oder Lärm machen konnte.

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