Die Nachrichten

Daß die Nachrichtenlandschaft in China anders gestrickt ist als in Europa, brauche ich niemandem zu erzählen, jedoch weiß man selbst nicht genau, was man verpaßt und welche Informationen einem vorenthalten werden, wenn man nicht regelmäßig deutsche Nachrichten liest.

Neben CCTV9, dem englischsprachigen Fernsehsender der Partei, dessen Nachrichtensendungen wir verfolgen, lesen wir jeden Tag die neuen Nachrichten im Internet. Die Nachrichtenseite n24.de ist in den letzten Wochen nicht mehr zu erreichen gewesen. Dies stört allerdings nicht so sehr, da die letzten Berichte, die ich gelesen hatte für meinen Geschmack zu hetzerisch und zu "sensationsgeil" waren. Inzwischen lesen wir nur noch die Onlineausgabe vom Spiegel. Für einen kurzen Nachrichtenüberblick reicht das Onlineangebot, jedoch sind die Ladezeiten so groß, daß es sehr mühsam ist,  sich ordentlich zu informieren.

CCTV9 ist, wie jeder Fernsehsender in China eindeutig politisch gesteuert. Wenn mal keine Nachrichten laufen, wird der Zuschauer darüber informiert, wie schön und toll China ist, oder was für bahnbrechende Entwicklungen die chinesische Wissenschaft und Forschung in den letzten Jahren gemacht hat. Gestern kam ein Bericht über eine Fernseherfabrik, was abgesehen von der Art der Schilderungen der Reporter absolut unspektakulär war.

Zeitungen gibt es ausschließlich auf Chinesisch und ich habe keine einzige westliche Zeitung gesehen, die zum Verkauf auslag. In den Botschaften sollen allerdings die gängigsten Zeitungen und Nachrichtenmagazine ausliegen.

Der Krieg und SARS

Die Kriegsberichterstattung zeigt Bilder der Zerstörung und es wird gesagt, wie sehr die Alliierten dem Irak zusetzen, jedoch werden hier seit Wochen immer wieder die gleichen Bilder mit lediglich neuen Texten gezeigt. Die Nachrichten sind reißerisch und in jeder Pause wird "Give Peace a chance" mit einem dramatischen Trailer eingeblendet.

SARS? Wie, sowas gibt´s? Was ist das denn? 

In den Fernsehnachrichten ist quasi garnichts über SARS zu erfahren und jede Information über dieses Thema haben wir ausschließlich aus dem Internet.

Da wir aber jeden Tag die Nachrichten über SARS aufsaugen, sind wir auch hier weitgehend informiert.

Heute wurden jedoch bei der Arbeit Vitamintabletten verteilt, von denen wir jeden Tag eine nehmen sollen. Soweit ich das alles verstehe, sind es reine Vitaminpräperate. (Einmal Redoxon von Roche und dann sowas chinesisches: "Multivitamin Formula with Minerals".)

Die Chinesen wissen nicht so recht, was Sache ist, jedoch wird auch hier kritisch gesehen, daß die Partei die Menschen nicht ausreichend und frühzeitig informiert hat.

Nils und ich machen uns Sorgen um die Weiterreise über Hongkong und die anderen "Hochrisikogebiete", durch die wir reisen würden, aber außer abzuwarten bleibt uns vorerst keine weitere Option. Wenn man sich überlegt, wieviele Flüge und Handelsverbindungen es zwischen Shanghai und Hongkong gibt, muß man davon ausgehen, daß das Infektionsrisiko in Shanghai nur unwesentlich geringer ist, als in Hongkong.

Nils und ich meiden die Metro, öffentliche Busse und sonstige Massenansammlungen. In der Woche sind wir sowieso immer nur bei der Arbeit und was wir an diesem Wochenende machen, werden wir uns noch überlegen. Solange einem niemand zu nah kommt, der hustet und schwer atmet, mache ich mir da vorerst allerdings wenig Sorgen. Ich achte sehr darauf, ob jemand keucht und/oder hustet, aber abgesehen von einem Mitarbeiter, bei dem das chronisch ist, hustet hier niemand.

Eine Kollegin meinte, gestern ein paar Leute mit Gesichtsmasken in der Metro gesehen zu haben. 

Nächster Bericht>>>    zurück zu Jans Chinaseite>>>    zurück zu weustink.de>>>