Zur Geschichte von China und Shanghai
Wer verstehen will, woher so große Unterschiede zwischen den Kulturen, der Politik und den Umgangsformen stammen, der muß sich natürlich auch mit der Geschichte des jeweiligen Landes beschäftigen.
Bei dieser Zusammenstellung habe ich die Daten aus zwei Reiseführern, einem kleinen Chinalexikon und den Unterhaltungen mit Chinesen entnommen. Ich garantiere also nicht für die Richtigkeit der Daten und daß so ein kurzer Überblick nicht vollständig sein kann, versteht sich von selbst.
China hat bekanntermaßen eine uralte zusammenhängende Geschichte (weit über 5000 Jahre), doch auf die Vorgeschichte und die ganzen Dynastien will ich nicht weiter eingehen. Meine "Geschichte Chinas" beginnt praktisch mit dem Anfang vom Ende der Dynastien, nämlich mit der Eröffnung der ersten westlichen Handelsstandorte, beziehungsweise dem ersten Opium Krieg (1840-1842).
Großbetriebe zur Herstellung von Seiden-, Baumwoll- und Porzellanherstellung gab es in Shanghai bereits ab dem 16. Jahrhundert. Shanghai liegt verkehrsgünstig im Yangzi-Delta und früh (um 1830) wurde ein Kanalsystem aufgebaut, wodurch Shanghai zum idealen Hafen wurde. Zu dieser Zeit hat Shanghai bereits fast 400 000 Einwohner.
Von 1844 bis 1853 verdreifachte sich so die Anzahl der westlichen Handelsschiffe auf 437 und der Umschlag von Seide belief sich auf ein Handelsvolumen von 20 Millionen Dollar. Um sich gegen den Opiumhandel zu wehren, werden 1839 in Guanzhou 20 000 Kisten Opium durch einen Abgesandten des Kaisers von China vernichtet. Dies hatte den ersten Opiumkrieg zur Folge, in dem zuletzt britische Schiffe Shanghai mit Kanonenbooten unter Beschuß nahmen, bis sie nach Nanjing weiterfuhren, wo das Kaiserreich China den "Vertrag von Nanjing" unterschreibt. Dieser Vertrag beinhaltet, daß Hongkong an England abgetreten wird und einige Städte, wie auch Shanghai für den Außenhandel geöffnet wird. Außerdem wurden horrende Reparationszahlungen vereinbart.
Ein Jahr später erwirken die Engländer weitere Rechte für Handelsniederlassungen und auf einem Landstück Shanghais, das an England abgetreten wird, eröffnet der erste britische Konsul sein Büro .
Kurze Zeit später folgen die Amerikaner und die Franzosen.
Mit der Taiping Rebellion (1850-64), die vom Landesinneren die Stadt angreift, übernimmt der englische Konsul die Zollgeschäfte und die Konzessionen der fremden Staaten werden deutlich erweitert.
Mit der Zerschlagung der Taiping Rebellion ist das gesamte Umland Shanghais zerstört und 130 000 Chinesen waren in die Konzessionen geflohen und somit wurde die Kontrolle der westlichen Mächte deutlich gestärkt.
1860 greifen acht westliche Staaten Peking an und nachdem der Kaiser Chinas mit seiner Frau und der Gefolgschaft geflohen war, wird der größte Palast geplündert und niedergebrannt.
Als der Krieg Chinas gegen Japan 1895 verloren geht, kommen auch viele Japaner in die Stadt und bauen Baumwolltextilfabriken auf.
Als der Boxeraufstand den letzten Kaiser Chinas zum Sturz bringt (1911), fliehen einige Hunderttausend Chinesen in die Konzessionen, um den Kriegen im Inland zu umgehen und somit überschreitet die Bevölkerungszahl die erste Million.
"Sun Yat-Sen" rief 1911 die Republik aus, in den kommenden Jahrzehnten konnte er sich mit der Nationalistischen Partei (KuoMingTang) nur bedingt durchsetzen.
Als am 4. Mai 1919 die Territorialrechte der Japaner enden, werden die Gebiete an Deutschland und nicht an China übergeben, was für viele Chinesen der Anstoß für weitere Rebellionen (4.Mai-Bewegung) ist. China beginnt erneut für eine weitere Unabhängigkeit zu kämpfen und durch Streiks wird das öffentliche Leben stillgelegt.
Am 23. Juli 1921 schließen sich die Führer der Marxistischen Studentengesellschaften zusammen, und gründen die Kommunistische Partei Chinas und von nun an wird die "KPCh" zum Drahtzieher vieler Streiks und Arbeiterunruhen.
Die Unruhen gipfeln am 30.Mai 1925, als Polizisten vor einer Polizeistation, in der mehrere Studenten inhaftiert sind, auf die Demonstranten feuern.
Chiang Kaishek stürmte 1926 mit den gemeinsamen Truppen in den Norden, um China zu vereinen, jedoch kam es zu Spannungen zwischen der linken KPCh und der rechten GMD.
1927 bringen Massenaufstände der Shanghaier Arbeiterschaft die Stadt völlig unter Kontrolle der Streikenden (geführt von der KPCh), bis am 12. April 1927 Chiang Kaishek das Signal gibt, Shanghai mit Eliteeinheiten zu durchkämmen. Bei diesen Aktionen wurden bis zu 5000 Menschen exekutiert und die KPCh war stark geschwächt.
Vernichtend geschlagen, zogen sich die Kommunisten mit dem "Langen Marsch" (und der war mit 12.500 Kilometern richtig lang) zurück und flohen in das Landesinnere.
Als Japan 1931 China angreift und die Mandschurei in ein japanisches Protektorat umwandelt, kommt bei einer Protestaktion ein Japaner ums Leben, worauf Shanghai wochenlang bombardiert wird, bis 100 000 Soldaten in Shanghai einrücken.
Nach dem Angriff auf Pearl Harbour (1937) besetzen japanische Truppen auch die Konzessionen in Shanghai, bis Japan alle Ausländer interniert.
In China herrscht der Krieg mit Japan und als Japan kapituliert, entbrennt ein Bürgerkrieg. Bald ist auch die Regierung Chinas so geschwächt, daß die KP im Mai 1949 mit Mao Tsedung die Macht ergreift und Mao ein halbes Jahr später die Volksrepublik ausruft.
Slums, Kinder- und Sklavenarbeit wurden unterbunden, jedoch stagnierte das Wachstum der Region um Shanghai.
Chaing Kaishek floh mit ca. 40.000 Anhängern nach Taiwan, wo noch immer die Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben.
Mit dem "Großen Sprung nach Vorn" sollten in einer permanenten Revolution die Kräfte gebündelt werden und so wurden Ende der 50er Jahre sämtliche Metallgüter (auch Werkzeug wie Kochtöpfe und Stahltüren) auf den landwirtschaftlichen Betrieben eingesammelt und eingeschmolzen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Sämtliche Subventionen wurden in die Wirtschaft geleitet. Der "Große Sprung nach Vorn" endet in einer wirtschaftlichen Katastrophe, konnte jedoch durch einen liberaleren Wirtschaftskurs abgefangen werden.
Wegen einer Trockenperiode (1961-1963) verhungert ein großer Teil der Bevölkerung Chinas.
Mit der "Kulturrevolution" (1966-1976) startet Mao Tsedong mit seiner letzten Frau Jiang Qing die erneute Übernahme der Macht, die er zwischenzeitlich an andere Politiker hat abgeben müssen. Zu dieser Zeit wird das Erlernen fremder Sprachen verboten, Kunst wird lediglich zur Huldigung der Partei und Chinas eingesetzt. Auch der Konfuzianismus und der Taoismus wurden wie die anderen Religionen zurückgedrängt. Nach dem Tod von Mao Tsedongs schließt sich seine letzte Frau mit drei weiteren Politikern zusammen und diese "Viererbande" versucht, die Kulturrevolution weiterzutreiben, jedoch werden sie knapp ein halbes Jahr nach dem Tod Maos entmachtet und verhaftet.
Shanghai wurde in den letzten zwei Jahrzehnten als Gegenpol zu Hongkong von der Partei unterstützt und sollte beweisen, daß China auch ohne die Hilfe der Briten und anderen Wirtschaftsmächten einen riesigen Wirtschaftsstandort bilden kann.
Auf
dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking werden in der Nacht vom 03.
auf den 04. Juni 1989 Studenten, die für eine stärkere Demokratisierung des
Landes eintreten, von Panzern überrollt. Es sterben über eintausend Menschen.
Der Generalsekretär Zhao Ziyang wurde
abgesetzt. Das Amt des Generalsekretärs übernahm Jiang Zemin (*1926).
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