Nordhorn, Deutschland 25.12. 2007

Intro: Wieder einmal moechte ich um Entschuldigung bitten, dass es trotz vieler Nachfragen so lange kein Update gab. Nun ja, ich war in diesem Jahr ziemlich beschaeftigt und waehrend der Weihnachtstage ist es etwas ruhiger geworden. (Habe nun einen neuen Computer mit englischer Tastatur, deshalb keine Umlaute)

Ich war seit dem letzten Bericht im Maerz von Shanghai aus zweimal in Hong Kong, einmal in Guangzhou, dreimal kurz in Deutschland, viermal in Peking, zweimal in Tianjin, dann noch in Ninghai, Ningbo, Hangzhou, Shaoxing und ach ja, wir haben in Shanghai noch unsere Hochzeit gefeiert.

Die Hochzeitsfeier in Shanghai:

Zu den Hochzeitstraditionen in China hatte ich ja bereits einiges geschrieben. Da ich ein Laowai bin, konnten wir einiges formloser halten und ich wurde auch nicht aufgefordert, mit unseren Gaesten literweise Wein auf Ex zu trinken.

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Allerdings war der Tag auch so schon stressig genug. Morgens um 9h waren ein Kamerateam, Visagisten, Stylisten, Auto samt Fahrer, Blumenfrauen, vier "Trauzeugen" und so weiter in der Wohnung. Ich musste Lisa, nachdem sie richtig hergerichtet war, mit Blumenstrauss und Gesang in der Wohnung abholen, eine seltsame Suppe essen, mir von der Lisa einen Stein in die Hand spucken lassen (und ihn als meinen Sohn annehmen?!?), ihr die Schuhe anziehen und sie dann zum Wagen tragen. Fortan standen Fototermine bis zum spaeten Nachmittag, also bis zum Empfang auf dem Schiff auf dem Terminplan.

Die Fotos wurden vor der Wohnung, am Huangpu auf der oestlichen Seite, am Huangpu auf der westlichen Seite, bei der ehemaligen russischen Botschaft und noch irgendwo dazwischen geschossen. Dabei haben wir mitten im Hochsommer gefeiert und die Lufttemperatur und -feuchtigkeit waren erdrueckend. Umso besser war die Entscheidung, auf dem Schiff zu feiern, denn der Fahrtwind wirkt bei den hohen Temperaturen sehr entspannend.

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Doch nach dem Empfang auf dem Schiff stand zuerst die westliche Hochzeitsfeier auf dem Programm. Nach ein paar Reden fragte der Schiffskapitaen nach den magischen Worten und nachdem Lisa den Brautstrauss nicht geworfen, sondern durch "Ziehung" der gluecklichen "Jungfrau" hat zukommen lassen, lichteten wir den Anker und gingen auf grosse Fahrt.

Anstossen musste ich doch mit allen Gaesten. Allerdings nicht in Einem, sondern mit jedem einzelnen. Zum Glueck bestanden unsere Gaeste nicht darauf, dass ich jeweils das Glas austrinken musste.

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Nach dem Essen stand dann die chinesische Hochzeitsfeier auf dem Programm. Lisa hatte bereits das dritte Kleid des Abends an und dieses Mal musste ich mich auch umziehen. An einem Tuch fuehrte ich die Braut zur Buehne unter Deck. Wir haben den Himmel und die Erde angebetet und dann durfte ich mit einem Essstaebchen den Schleier lueften. Tee wurde mit den Familienoberhaeuptern getrunken und dann mussten wir nach meiner chinesischen Rede noch Fragen der Gaeste beantworten. "Was ist der Unterschied zwischen deutschen und chinesischen Frauen?", "Wann gibts Kinder?", "lieber einen Sohn oder eine Tochter", "Wo werden wir spaeter leben?", etc.

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Zu meinen Pflichten bei der chinesischen Hochzeit gehoerte auch das Angeben. Naja, ich sollte meine Talente zur Schau stellen, um zu zeigen, dass ich ein wuerdiger Ehemann bin. Dafuer musste sich die Lisa auch vier unterschiedliche Kleider anziehen und zeigen, dass sie auch mich gut repraesentieren kann. So spielte ich zunaechst zwei Lieder auf dem Klavier (nach den vielen Getraenken viel mir das nicht mehr so leicht wie sonst,...) und dann mit Bong und Noemi auf der Gitarre. Bong und Noemi sind Mitglieder der Band aus dem "Malones" und diese Band wurde bereits mehrfach zur besten Liveband Shanghais gewaehlt. Es war fuer mich eine grosse Ehre, mit den beiden spielen zu duerfen. (Nach diesem Abend durfte ich bereits ein paar mal selbst im Malones mit dem Rest der Band spielen!!!)

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Und zu AC/DC rockten sogar meine Eltern! (She shook me all night long! ;-))

Nach weiteren Liedern (Torn, One, Summer of 69, Word Up, etc.) legte das Schiff am Hafen an und wir zogen in die Nacht. Die juengeren Gaeste kamen mit uns noch nach Xintiandi, wo wir zu meiner Ueberraschung noch Professoren meiner Hamburger Hochschule trafen. (Prof.: "Herr Weustink, was machen Sie denn hier in chinesischen Klamotten?" Ich: "Ich habe gerade geheiratet und wir feiern hier weiter!" Prof: "Ahja, haben Sie getrunken?" Ich: "Ja, mit etwa 200 Gaesten!" Viele Gruesse nach Hamburg an dieser Stelle!)

Zwischendurch war ich noch fuer einen Monat in Deutschland und oben ist der Blick von der Terrasse vor meinem Zimmer.

Lisa und ich waren aber auch noch auf Wohnungssuche und das Bild oben ist der Ausblick aus dem Badezimmer einer etwas luxorioeseren Wohnung, die etwas ueber unserem Budget lag. Aber es gibt wenige Badewannen, von denen aus man so einen Ausblick hat.

Aber ich war die meiste Zeit zum arbeiten in China und die Arbeitsstaetten sind selten mitten in der Stadt, sondern eher etwas ausserhalb. Verkehrsmittel sind deshalb selten richtige Autos, sondern dreiraedrige Tuc Tucs mit Zweitaktern, die so einen Hoellenlaerm machen, dass man meinen sollte, dass Hupen nicht noetig waeren, aber weit gefehlt,...

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Wir hatten in einem Monat nur wenig Freizeit, aber die haben wir voll genutzt, um die Gegend zu erkunden. Diese Bilder sind etwa 300 km suedlich von Shanghai entstanden. Der Ort heisst Ninghai (Ruhiges Meer) bei Ningbo (Ruhige Welle). Ruhiges Meer hat gut 500.000 Einwohner, Ruhige Welle gut 5.000.000 Einwohner.

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Dieser Herr links wollte eigentlich fuer das Foto den Hut abnehmen. Rechts koennt ihr einen chinesischen Kalender sehen, der in einer Altstadt hing. Die Altstadt heisst Qian Tong und liegt in der Naehe von Ruhiges Meer. Die Strassen und Gassen waren malerisch schoen und haben einen guten Eindruck des Landlebens Chinas vor vielen Jahren gegeben..

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Besonders schoen fand ich dort die viele Fluesse und Baeche, in denen die Anwohner allerdings nicht nur ihre Kleider und das Geschirr wuschen, sondern auch gleich den Muell und das Abwasser entsorgten.

Dieses Theater hatte einen interessanten Hinterbau, denn man konnte von oben und unten, jeweils von links und rechts die Buehne betreten.

Unten sind ein paar Bilder, die ich in der Naehe der Arbeitsstaette aufgenommen habe. Einmal gab es ein Betriebsfest mit Band und die anderen Fotos wurden in einer "Fressstrasse" aufgenommen.

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Bei der Betriebsfeier wurde wild getanzt und Karaoke gesungen und ich durfte auch noch einmal etwas Gitarre spielen. Unten sieht man, wie in dem Open Air Restaurant gegessen wird.

Ein weiteres Foto aus der Rubrik "Toiletten aus aller Welt"

Gegen Ende des Jahres war ich noch zweimal in Peking und Tianjin. Tianjin ist eine beschauliche Kleinstadt mit gut 10 Mio Einwohnern. Ich habe gelesen, dass viele Auslaender, die in Tianjin arbeiten, lieber in Peking wohnen und jeden Tag 150 km mit dem Zug fahren, da hier Abends der Hund begraben ist.

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Aber immerhin kam Lisa fuer ein Wochenende zu Besuch und wir haben etwas die Stadt erkundet. So waren wir sogar auf dem Fernsehturm. Auch hier sah man bis zum Horizont nur Hochhaeuser, allerdings war die Luft nicht wirklich klar, sondern eher gelblich-grau.

So, hiermit endet mein letzter Bericht. Aktuell ist geplant, dass ich am 03.01. wieder nach China fliege, und dann dort zunaechst bei Peking und dann fuer eine laengere Zeit bei Hong Kong arbeiten werde.

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