DingShan Hotel Nanjing , China, 21.November 2006

Autofahren in Shanghai:

Zwei Wochen sind seit dem letzten Eintrag rum und ich bin wieder in Nanjing. Inzwischen bin ich auch in Shanghai etwas Auto gefahren. In Deutschland ist das aber irgendwie anders. Auto zu fahren hat etwas von Strategiespielen. Wie blockiere ich die anderen Verkehrsteilnehmer so geschickt, dass ich einen kleinen Tick schneller bin? Dabei ist es egal, ob die Gegner (ich nenne sie mal so) eine Vollbremsung oder sonstige Ausweichmanöver machen müssen. Selbst wenn die Straße leer ist, passieren seltsame Dinge.

Hupen? Egal, macht sowieso jeder und andauernd. Blinker? Wasn das? Disco? Fernlicht? Kann man kurzfristig ausschalten, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen! Eigentlich kann man nur fahren, wenn man die Musik laut aufdreht und sämtliche Rückspiegel so verstellt, dass man entweder in den Himmel oder auf den Boden schaut.

Ich war auf einer drei oder vierspurigen Schnellstraße in Pudong unterwegs. Ein Wagen wollte von Rechts auf die Straße und ohne zu blinken fuhr er im Schritttempo über alle Fahrbahnen hinweg auf die Linke Spur, wo ich mit knapp 100 km/h angefahren kam. Bremsen hätte es da nicht mehr getan und so bin ich rechts an ihm vorbei gerauscht.

Aber interessanter ist das Taktieren im Stau! Wenn man nicht jeden Zentimeter ausnutzt, wird diese Lücke direkt von anderen Autos geschlossen und man ist wie ein Stein im Fluss. Lücken in den Fahrspuren werden brutal geschlossen und einzig die Angst des Feindes, sein Auto könnte beschädigt werden, rettet einen durch den Verkehr. Wenn man auf der linken Spur ist und nach rechts abbiegen möchte, hilft nur, den Wagen anzuhalten und alle anderen Fahrzeuge auszubremsen. Einmal musste der Spiegel bereits leiden, aber es gab keine bleibenden Schäden.

Lisa kam an einem Abend von einem Geschäftstreffen zurück. Unterm Arm: Eine große Styroporkiste bis zum Rand gefüllt mit lebenden Krebsen. Zu meiner Verwunderung wurden die lebendig in den Kühlschrank verfrachtet und somit hatten wir in den nächsten Tagen viel zu Essen. In den kommenden Tage hatte ich pro Tag mehr Krebse gegessen als in meinem ganzen bisherigen Leben. Krebse zum Frühstück, Mittag und zum Abend und gelegentlich noch einen Snack zwischendurch. Ich konnte mir das Leid der Tiere einfach nicht mehr ansehen.

Von Lisas Balkon habe ich auch einmal ein Foto von der Schule gegenüber gemacht. Immerhin werden wir dort jeden Morgen seeeeehr früh mit der Nationalhymne und lautem Gebrüll durch die überdimensionierten Lautsprecher geweckt.

Peking

Zum Vergleich: Hier der Bericht über das Wochenende in Peking im August 2003: Pekingreise 2003

An den letzten Tagen und auch am Wochenende hatte ich sehr viel gearbeitet, damit ich die Zeit für einen Kurztrip nach Peking hatte. Lisa musste geschäftlich dorthin und so bin ich einfach mitgeflogen. Zunächst wurden wir von den potentiellen Lieferanten abgeholt und wir durften Möbel begutachten. Als ich nach meiner Meinung zu einem Bürosessel gefragt wurde, wollte ich nicht lügen und habe eine halbe Stunde über die Qualität gemeckert und den schlechten Kunststoff, die nicht gerade ergonomische Sitzposition und die klapprige Montage bemängelt. Später beim Fabrikdurchgang soll der Produktionschef gesagt haben, dass ich mindestens 10 Jahre Berufserfahrung in der Möbelindustrie habe. Ahja. Vielleicht sollte ich mich in der Möbelindustrie bewerben.

Von da an war Lisa bei Kunden und Lieferanten und ich konnte in Ruhe eineinhalb Tage die Stadt erkunden.

Angekommen sind wir Nachts, deshalb geht es auch Nachts los:

Das Hotel war nur 15 Fußminuten vom Platz des Himmlischen Friedens (Tian An Men Gong Yuan = Himmels-Friedens-Tor-Platz) entfernt. Am Südlichen Ende steht dieses ältere Gebäude. In den Straßen rund um den Platz wird nun alles renoviert und für die Olympischen Spiele fein gemacht.

Direkt von diesem Gebäude schaut man auf die Rückseite des Mao-Mausoleums. Selbst mitten in der Nacht waren alle Gebäude um den Platz hell erleuchtet.

von der anderen Seite des Mausoleums schaut man auf den Platz mit dem "Tian An Men", also dem Himmlischen-Friedens-Tor an der Nordseite.

Und dies ist der Eingang des Himmelstors, wobei man auf das Bild des "Großen Führers" Mao Tse Dong schaut.

Dies ist nun endlich der Eingang zur verbotenen Stadt. Der Schatten im Vordergrund ist übrigens von mir und oben sehen wir keine Schmutzpartikel oder Flugzeuge, sondern Sterne.

Am nächsten Morgen bin ich durch die Gassen hinter dem Hotel gelaufen. Dieser freundliche Herr erlaubte mir, ein Foto von ihm zu machen. Zunächst stützte er sich auf den Stock links im Bild und ich durfte das Bild erst machen, nachdem er sich hochgedrückt und den Stock zur Seite gestellt hatte.

Auch mit wenigen Mitteln kann man eine angenehme Atmosphäre schaffen.

Erst Baum oder Haus? Baumhaus?

Hier gab es Essen. Die Bauzi haben sehr gut geschmeckt, die Suppe war nicht so mein Fall, aber ein voller Magen hat hier umgerechnet 25 Cent gekostet. Da die hier sehr viel in einer sehr kurzen Zeit verkauft haben, bin ich davon ausgegangen, dass das Essen auch bekömmlich ist und das war es auch.

Der Blick in das Geschäft hinein. Auf dem Roten Hocker saß ich noch kurz zuvor.

Eine andere Gasse. Am anderen Ende war Schluss und ich musste umdrehen.

Da bin ich wieder zum Platz des Himmlischen Friedens gegangen, weil ich Mao einmal sehen wollte. Mao wird nun in einem Glassarg in dem Mausoleum aufbewahrt und kann mehrmals in der Woche besichtigt werden. Leider durfte ich die Kamera nicht mitnehmen.

Man musste sich zunächst ohne Taschen, Kameras, etc. in eine sehr lange Schlange stellen, bis man um das Gebäude herum geführt wurde. Dort stand ein Häuschen, in dem man gelbe Rosen kaufen konnte, um die später zu den tausenden Blumen in der Eingangshalle des Mausoleums zu legen. Dann wurde man fast im Laufschritt durch einen dunklen, mit Holz ausgekleideten Raum geführt, in dem hinter dicken Glasplatten ein Glassarg aufgebahrt war. Über dem Gesicht Maos war ein dicker Scheinwerfer, aber das Gesicht sah sehr künstlich aus. Die Wachsfiguren im Hamburger Dungeon wirken auf mich realer. Direkt hinter dem Ausgang waren noch innerhalb des Mausoleums Devotionaliengeschäfte für Andenken oder Kultgegenstände.

Dieser Junge war frisch ausgestattet

Der Volkskongress

und ich im gleißenden Licht auf dem berühmt-berüchtigten Platz

Aber ich war als Langnase nicht die einzige Minderheit hier!

Alle paar Meter standen auch solche Scheinwerfer.

Die Fahne am Nordende des Platzes wird, wie alles hier, von Soldaten bewacht.

zusätzlich gibt es noch hunderte von Kameras an den ganzen Laternen. Damit war aber nicht der Mann hier gemeint, der ein Foto von seinem Freund und mir schießen wollte. Dieses Foto habe ich "aus der Hüfte" geschlossen, während wir für das Foto gelächelt haben.

Der Eingang der "Verbotenen Stadt" bei Tage. Hineingegangen bin ich aber nicht mehr, da die Zeit nicht mehr reichte.

Abends war ich mit Lisa in einem neuen Partyviertel. Sieht ganz nett aus, aber es liegt wahrscheinlich an den Wochentagen, dass nicht viel los war. Sobald Lisa kurz weg war, haben mich aufreizend gekleidete und geschminkte Damen gefragt, ob ich nicht eine "Massage" haben möchte.

In einer Bar hingen etliche Plakate aus der Zeit Maos. Später konnten wir einen kurzen Blick in eine "Beijing-Opera" erhaschen. Der Saal war voll, aber ich habe dort nur "Langnasen" gesehen. Die werden sich das aber auch bestimmt nicht noch einmal antun.

Am Abend vor dem Abflug waren Lisa und ich noch für eine Stunde beim Himmelstempel.

Dies ist einer der entspannenderen Orte in China.

Soweit bis hierher. Ich lade noch kurz die Seiten hoch und dann geht es ins Bett. Morgen muss ich wieder arbeiten.

Zaijian!

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