Was ist eigentlich Weihnachten?

Diese und andere Fragen habe ich in der letzten Woche vielen Freunden und Kollegen gestellt. Da gab es einige, sehr interessante Antworten, dazu komme ich aber später.

Die Flutkatastrophe im Indischen Ozean hat mich ziemlich geschockt. Im Moment meldet Spiegel Online mindestens 24.000 Tote. An Einigen Orten, die nun als Krisengebiet im Internet aufgelistet werden, bin ich schon gewesen und ich habe dort viele nette Leute kennen gelernt. Es bleibt nur zu hoffen, daß es ihnen gut geht. Mindestens eine Hütte, wo ich letztes und vorletztes Jahr gewohnt habe, steht nicht mehr.

Seit meinem letzten Bericht hat sich einiges getan. Na, vor Allem habe ich was getan, denn ich habe viel an der Diplomarbeit gearbeitet und entsprechende Fortschritte gemacht. Morgen gehe ich noch einmal in die Firma, um einen letzten Programmteil fertig zu schreiben. Das war es dann. Ich werde schon fast sentimental, wenn ich daran denke. Aber ich schaue ja immer nach Vorn.

Und ich bewege mich auch gerne. Vor Allem schnell und was ist die schnellste Art, innerhalb Shanghais zu reisen? Fahrrad? Hmm, manchmal. Motorrad? Gibt´s nicht, nur kleine Mopeds. Auto? Eher selten. Mit der Metro kommt man ganz gut voran, aber ob man das wirklich will, nachdem man sich ein paar mal wie hier in durch die Massen gedrückt hat, macht das auch nicht mehr so viel Spaß. 

Wie das abläuft, hatte ich sicherlich schon einmal beschrieben. Anstatt die Leute erst mal aus der Metro aussteigen zu lassen, wird direkt gedrückt und geschoben, um hineinzukommen. Wahrscheinlich sind so schon viele Leute mehrere Stationen zu weit gefahren, nur weil sie es nicht geschafft haben, aus der Metro auszusteigen. Auch der Übergang von der Linie 1 zur Linie 2 am Peoples Square nicht gerade menschenleer. So viel Gewusel hier in Shanghai!

 

Nein, wenn man schnell unterwegs sein will, nimmt man den Transrapid, aber so kennt den hier keiner. Hier heißt er Maglev oder Ci Huan Fu. Dann ist man aber auch wirklich schnell.

Dummerweise gibt es nur eine Strecke. Offiziell ist es eine Teststrecke, denn sonst hätten die Organisatoren bestimmt die Haltestellen wo anders gebaut. 

Eine Haltestelle ist der Flughafen. Ja, das ist OK, auch wenn man etwas laufen muß, um vom Terminal zum Transrapid zu kommen. Die andere Haltestelle ist aber die LongYang Road Station. OK, hier ist eine Metrostation, aber dennoch ist man noch lange nicht in der Innenstadt. Hier auf dem Bild sehen wir das Innere der Haltestelle, mit Blick auf das "Zielgebiet". Man stelle sich einen Transrapid vor, der ungebremst durch das Gebäude fliegt. Hmm, da möchte ich nicht wohnen.

Dieses Gebäude dort wird bald aber sowieso abgerissen, weil die Transrapidstrecke bis in die Innenstadt zum Expogelände und dann vielleicht bis nach Hangzhou verlängert werden soll. Im Transrapid gab es nicht viel zu sehen. Vor Allem keine Leute. Ich hatte einen ganzen Waggon für mich. Umgerechnet 5 Euro pro Fahrt, beziehungsweise 8 Euro für eine Rückfahrkarte sind wahrscheinlich noch immer zu teuer, und die Haltestelle zu weit abseits, um mal eben eine Spritztour zu machen. Die Manager werden sowieso von Fahrern am Flughafen abgeholt und wenn sie doch mit dem Transrapid fahren würden, wüßten sie bei der LongYang Road wahrscheinlich gar nicht, wohin. Einen Gepäckservice gibt es nicht und somit hat der Transrapid das Flair eines etwas schnelleren Vorortzuges. Die Sitze sind in der Touristenklasse nicht so pralle und eine Bar lohnt sich für 8 Minuten Fahrtzeit nicht. Aber Moment, 8 Minuten? Mit dem Auto dauert die Strecke doch mindestens eine halbe Stunde! Ja, da haben wir´s. Der Transrapid ist verdammt schnell. Sanft und fast unbemerkt hebt sich der Wagen von den Gleisen und beschleunigt gleichmäßig aus der Haltestelle heraus. Dann geht es aber ab. Macht man die Augen zu, denkt man, man fährt mit einer lahmen, aber angenehmen S-Bahn in Hamburg. Macht man sie auf, ist man in einer Achterbahn. Der Zug beschleunigt innerhalb weniger Minuten auf 440 Km/h!!!

Die Stecke ist dabei nicht gerade, sondern relativ kurvig und wie auf dem Motorrad legt sich der Zug bei dieser Geschwindigkeit in die Kurve, daß man, wie beim Snowboarden fast die Hand auf dem Boden schleifen lassen will. Na, lieber doch nicht. Das geht aber sowieso nicht und ich würde bei der Geschwindigkeit nicht raten, ein Fenster auf zu machen. Die Autos stehen auf der Autobahn, die neben der Strecke verläuft, quasi rum und dabei kann man sich bei diesen Geschwindigkeiten ganz normal unterhalten. Im Flugzeug ist´s lauter. Im Auto bei Tempo 100 auch. Mein Fazit: Ich bin beeindruckt! Nur schade, daß die Fahrt so schnell vorbei war. 

Aber das war letzte Woche, denn ein paar Freunde sind über Weinachten nach Hause geflogen und ich wollte sie noch verabschieden. Aber wie sieht Shanghai über Weihnachten aus? Was machen die Chinesen an dem höchsten Christlichen Feiertag? Na, dazu habe ich die Leute erst einmal befragt.

Was ist eigentlich Weinachten? Dazu habe ich einige seltsame Antworten bekommen. Am häufigsten wurde vermutet, daß wir über Weihnachten unser Neujahr feiern. Moment, fängt das Jahr nicht am 1. Januar an? Aber wir sind auch selbst schuld. Wir wünschen uns hier auch "Merry Christmas and a Happy New Year"! Ich muß zugeben, daß Weihnachten ja schon irgendwie etwas mit unserer Zeitmessung zu tun habt, immerhin schreiben wir nun das Jahr 2004 AD! Was Anno Domine bedeutet, und warum wir gerade das Jahr 2004 haben, konnte aber auch niemand beantworten. Was aber hat der Weihnachtsmann mit Weihnachten zu tun? Rudolph the red nosed reindeer? Santa? Kannte jeder! Vom Christkind hat hier aber noch nie jemand etwas gehört und da fing meine Aufklärungsarbeit an. Einige werden sich aber trotzdem am nächsten Wochenende wundern, warum wir schon wieder Silvester feiern. Eine Frage habe aber ich: Was hat Weihnachten mit einem Schiff zu tun, das mit einer riesigen Kanone am Bug bewaffnet ist?

Davon, in der Weihnachtszeit in Supermärkte zu gehen, kann ich nur abraten. Zumindest ohne Ohrstöpsel oder Kopfhörern. Im Supermarkt um die Ecke wurde Musik in einer Endlosschleife gespielt. Woran ich merkte, daß es eine Endlosschleife war? Es war nur ein Lied! "Jingle Bells" von den "Happy Party Singers" oder so einer 70er Jahre Combo kam verzerrt in voller Lautstärke aus den Lautsprechern. Selten zuvor habe ich mich so auf Kaufhausdurchsagen gefreut. In anderen Supermärkten wurden andere fröhliche Weihnachtslieder gespielt und die Mitarbeiter hatten oft diese roten Zipfelmützen auf. 

Und was machen die Chinesen Heilig Abend? Meine Chinesischen Freunde besaufen sich. Na ja, erst habe ich nach einem langen Arbeitstag mit meiner Freundin eine knusprige Peking Ente gegessen, denn Pute, Truthahn oder sonstiges Edelfederviech gibt es hier nicht. Aber danach ging es ab. Es wurden Saufspiele gespielt und getanzt und wenn ich etwas verwirrt dreingeschaut habe, haben meine Freund mit "Come on! Let´s party! It is Christmas!" versucht, mir noch ein Bier einzuflößen, oder mich auf die Tanzfläche zu ziehen. Die haben aber auch sehr seltsam geschaut, als ich einmal als typisch deutsches Weihnachtslied "Stille Nacht, Heilige Nacht" angestimmt habe und denen dessen Text übersetzt habe. Auch wenn es sich hier so anhört, war ich kein Spielverderber und habe auch noch getanzt. Bei den Chinesischen Saufspielen konnte ich nur wenige male mitspielen, weil ich bei dem "wo shi, ni shi, mei nu, ying xiong" -Spiel nach ein paar Bier doch gelegentlich mal was durcheinander gebracht habe. Ich habe es aber überlebt und ich war am nächsten Tag nüchtern genug, um an meiner Diplomarbeit zu schreiben.

Heute war ich auch wieder etwas unterwegs und ich wollte meinen Flug umbuchen, aber das Reisebüro hat noch Weihnachtsferien und so war ich in Xuijiahui, dem Elektronikviertel Shanghais. Verglichen mit Tokio ist das alles sehr teuer hier und es gibt auch lange nicht so moderne Sachen, aber im Vergleich mit Deutschland ist das ein Paradies. Auf dem Weg dorthin bin ich durch diesen Park gelaufen und die ganzen Geschäfte finden sich praktisch am Ende dieser Brücke.

Jetzt ist es schon wieder nach Mitternacht und in weniger als 6 Stunden muß ich aufstehen.

Somit verabschiede ich mich für heute. Mehr gibt´s später! 

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